Statement auf der Pressekonferenz zum Europäischen Stationenweg in Genf
Heinrich Bedford-Strohm
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Der Europäische Stationenweg ist ein starkes Zeichen für das Miteinander in Europa. Er ist - und das sage ich vor der Synode der EKD, die am Sonntag beginnt und sich mit der Frage nach der Solidarität in Europa als Schwerpunktthema befasst - der Europäische Stationenweg ist genau die Idee, die wir jetzt in Europa brauchen. Wir müssen über Grenzen hinwegkommen.
Eben dies tut der Stationenweg. Er überwindet Ländergrenzen und verbindet 68 Stationen in 19 europäischen Staaten. Er überwindet Konfessionsgrenzen und verbindet 47 protestantische Landeskirchen: lutherische, reformierte, unierte - und er verbindet mit der Church of England, die am 23. Februar 2017 in Cambridge Gastgeberin ist. In aller Regel wird das Programm vor Ort ökumenisch verantwortet und gestaltet. Manche Einladungen sind sogar interreligiös: in Stadthagen (in Niedersachsen) wird es am 29. November 2016 einen Friedensabend der Religionen geben.
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Der Europäische Stationenweg soll die Wurzeln der Reformationsgeschichte sichtbar machen. Die Reformation ist ja nicht nur von Luther in Wittenberg, von Huldrych Zwingli in Zürich oder von Jean Calvin hier in Genf ausgegangen. Sie ist mit vielen weiteren starken Personen an vielen Orten verbunden: mit Adam Weiß in Crailsheim.
Mit Mattäus Zell in Strasbourg. Mit Tamás Nádasdy und János Sylvester in Savar. Mit König Christian III. in Norwegen, mit Heinrich VIII. in England, mit Gustav I. Wasa in Schweden und vielen anderen. Und natürlich waren nicht nur Männer, sondern auch Frauen starke Wegbereiterinnen der Reformation: allen voran Katharina von Bora in Torgau und Katharina Zell in Strasbourg. Um all diese Namen wird es gehen. Und um symbolische Orte wie Eisenach mit der Wartburg, Bretten als Geburtsort Melanchthons, Wildhaus, der Geburtsort Zwinglis, Prag als Ort des Wirkens von Jan Hus oder die Orte, an denen Reichstage stattgefunden haben: Speyer, Worms und Augsburg.
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Die Stationen des Weges stehen auch für die Gegenwartsbedeutung der Reformation. Etwa Wuppertal - mit der Geschichte der Bekenntnissynode in Barmen. Oder Wolfsburg als Ort ganz ohne Reformationshistorie - aber mit dem Thema "Arbeit und Beruf" unter dem Motto "Mitschöpfer Mensch. Arbeit neu entdecken". Oder Bremen, Wilhelmshaven und Emden mit dem Thema Flucht/Migration/Emigration. Und nicht zuletzt Genf als "Hauptstadt der Ökumene".
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Der Stationenweg ist ein starkes Symbol. Er knüpft ein Band von Turku im Norden und Dublin im Westen, bis Rom im Süden und Riga im Osten. Jede der 68 Stationen gibt dem Truck eigene Geschichten mit; bis zu 15 pro Station! So entsteht sukzessive ein Geschichtenbuch, das davon erzählt, wie sehr die Reformation bis heute den Glauben und das Leben vieler Menschen prägt. Und der Reformationstruck, der 19 Länder befährt, macht deutlich, dass die Reformation eine Weltbürgerin ist.
Wir feiern in diesem Jahr des Reformationsjubiläums auch die Tatsache, dass wir heute wissen: Uns verbindet mehr, als uns trennt. Die Vielfalt, über alle konfessionellen und nationalen oder auch kulturellen Grenzen hinweg - wir verstehen diese Vielfalt als einen Reichtum - vorausgesetzt, sie grenzt nicht aus.
So können die Kirchen Europas im Jubiläumsjahr zu Paten werden für ein geeintes Europa. Ein Europa, das sich solidarisch zeigt über die eigenen Grenzen hinaus.