Begrüßungsrede zur Eröffnung des Johannisempfangs in der Französischen Friedrichstadtkirche zu Berlin
Anrede
Im Jahr der großen Gedenktage erlaube ich mir, Sie mit einem kleinen, auf die Dienststelle des Bevollmächtigten bezogenen Gedenken zu begrüßen: Vor einigen Wochen wurde mir ein Gemälde ausgehändigt, das Bischof Hermann Kunst zeigt, den ersten Bevollmächtigten des Rates der EKD am Sitz der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Das Bild stammt aus der Sozialakademie Friedewald, deren Gründung unter anderem Hermann Kunst zu verdanken war. Wir werden das Kunstwerk dauerhaft an einem exponierten Ort in unserer Dienststelle aufhängen. So wollen wir zum Ausdruck bringen, was der frühere Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann Kunst im Jahr 2007 in diese Worte kleidete: „Das Wirken von Hermann Kunst ist Ansporn, den eigenen Glauben in der Weite kirchlicher, gesellschaftlicher und politischer Verantwortung zu leben. In unserer Kirche bleibt die dankbare Erinnerung an ihn lebendig.“
In unserer Kirche und in unserer Dienststelle soll aber auch die dankbare Erinnerung an eine andere Persönlichkeit lebendig bleiben: Propst Heinrich Grüber. Heinrich Grüber, der übrigens am Johannistag Geburtstag feierte, ist besonders durch sein Wirken als Pfarrer der Bekennenden Kirche bekannt. Im Herbst 1938 gründete er das „Büro Grüber“ in der Oranienburger Straße, das sich so genannter „nicht arischer Christen“ annahm und ihnen bei der Auswanderung behilflich war. Von 1949 bis 1958 war Heinrich Grüber Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der DDR-Regierung. Als er gegen die Verfolgung der Jungen Gemeinde protestierte und sich für politische Gefangene einsetzte, wurde er von der DDR-Führung nicht mehr als Gesprächspartner akzeptiert. Einige Jahre später, 1961, wurde Grüber als einziger nicht-jüdischer Zeuge zum Eichmann-Prozess in Jerusalem eingeladen. 1964, also vor genau fünfzig Jahren, wurde er in Jerusalem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Gründe genug also, die dankbare Erinnerung auch an Heinrich Grüber lebendig zu halten. Auch er soll mit einem großformatigen Bild in unserer Dienststelle und im Herbst mit einer Gedenkveranstaltung gewürdigt werden.
Wenn wir die Bilder der beiden ersten Bevollmächtigten aufhängen, dann folgen wir auch einer Mahnung aus dem 13. Kapitel des Hebräerbriefes: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben.“ Hermann Kunst und Heinrich Grüber stehen am Anfang der Reihe der Bevollmächtigten des Rates der EKD. Ihnen folgten Heinz-Georg Binder, Hartmut Löwe, Stephan Reimers und zuletzt Bernhard Felmberg. Bernhard Felmberg machte mir den Beginn im Amt des Bevollmächtigten leicht und wird uns im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein guter und verlässlicher Partner sein. Darüber hinaus kann ich über alle meine Vorgänger sagen: Ihr Wirken erfüllt mich mit Respekt und Dankbarkeit.
Verehrte Gäste, größere Linien des Gedenkens zu zeichnen und grundsätzlichere Überlegungen anzustellen, ist nun dem Vorsitzenden des Rates der EKD, Herrn Dr. h.c. Nikolaus Schneider, vorbehalten. Im Anschluss an die folgende Musik hören wir seine Rede zu: „Gedenken – Erinnerungen für die Zukunft“.
Einladung zum Empfang:
Mir bleibt nun noch zweierlei: Zum einen der Dank. Der gilt in besonderer Weise dem Ratsvorsitzenden für seine wegweisenden Gedanken zum Gedenken. Zu danken ist sodann den Musikern, die dieser Stunde festlichen Glanz verliehen haben: Kirchenmusikdirektor Kilian Nauhaus an der Orgel, den Berliner Dombläsern unter der Leitung von Domorganist Prof. Dr. Andreas Sieling und dem Bläserkreis der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unter der Leitung von Siegfried Zühlke. Und schließlich: Wir könnten nicht feiern, wenn nicht engagierte Menschen schon seit vielen Wochen im Hintergrund gearbeitet und für eine reibungslose Organisation gesorgt hätten. Stellvertretend für sie alle nenne ich unseren Verwaltungsleiter Herrn Helmut Herbert. Auch ihnen allen ein herzliches Dankeschön!
Und das zweite: Bei meiner Begrüßung habe ich aus dem 13. Kapitel des Hebräerbriefes zitiert. In diesem Kapitel findet sich auch folgende Mahnung: „Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ Dass wir hier und heute ausschließlich Engel beherbergen, davon sind wir fest überzeugt. Deshalb sind wir besonders gerne gastfrei und laden Sie zu Essen und Trinken, Begegnung und Gespräch ein. Da wir annehmen, dass es Ihnen keine Freude bereiten würde, einander im Regen vor der Kirche zu begegnen, findet der Empfang in unserem Haus gegenüber statt. Wir beten zu Gott mit Worten aus Psalm 103: „Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Amen.