Bräuche zum Martinstag
So wird der Martinstag gefeiert
Jedes Jahr am 11. November wird in vielen Regionen Deutschlands der Martinstag gefeiert.
Wie dieser Tag gefeiert wird, unterscheidet sich jedoch von Ort zu Ort. Viele Bräuche und Traditionen haben sich über Jahrhunderte entwickelt und tragen regionale Besonderheiten. Ob Laternenumzug, Martinsgans oder Martinsfeuer – überall steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt.
Der Martinsumzug
Der Martinsumzug wird auch Martinszug genannt und ist der bekannteste Brauch am Martinstag.
Nach Einbruch der Dunkelheit treffen sich Familien und Gemeindemitglieder und ziehen gemeinsam mit leuchtenden Laternen durch die Straßen. Angeführt wird die Prozession oftmals von einem Reiter mit rotem Mantel, der den Soldaten Martin darstellt. Musikgruppen und Blaskapellen begleiten den Umzug musikalisch. Der Umzug erinnert an die Legende, in der Martin als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Das Licht der Laternen steht symbolisch für Wärme, Güte und das Teilen mit anderen. In manchen Gegenden führt der Umzug zu einem großen Feuer oder endet in der Kirche mit einer kleinen Andacht.
Das Martinsspiel
In vielen Kirchengemeinden, Schulen oder Kindergärten wird am Martinstag, den 11. November, die Geschichte des heiligen Sankt Martin aufgeführt. Verkleidet als Soldat Martin und Bettler spielen, erzählen und singen die Kinder die Geschichte der Mantelteilung. Häufig werden im Anschluss an das Spiel eine Martinsbrezel oder Weckmänner verteilt.
Martinsbrezeln und Weckmänner
Zum Martintag gibt es vielerorts ein leckeres Gebäck: die Martinsbrezel oder den Weckmann. Diese bestehen aus süßem Hefeteig. Der Weckmann wird auch Stutenkerl oder Dambedei genannt. Dieser hat häufig Augen aus Rosinen und eine kleine Tonpfeife in der Hand. Meist werden die Gebäckstücke nach dem Umzug oder einer Andacht verteilt und oft auch geteilt. Sie stehen damit für Nächstenliebe, Teilen und die Gemeinschaft. Ursprünglich wurde der Weckmann zu Ehren des heiligen Martin gebacken; später ging die Tradition teilweise auf den Nikolaustag über.
Das Martinsfeuer
Das Martinsfeuer ist ein wichtiger Bestandteil vieler Feiern zum Martinstag. Nach dem Laternenumzug versammeln sich Kinder und Erwachsene auf einem Platz, wo ein großes Feuer entzündet wird. Es soll an die Wärme und das Licht erinnern, die der heilige Martin durch seine guten Taten in die Welt gebracht hat. Das Feuer steht für Gemeinschaft, Nächstenliebe und Hoffnung. Oft wird beim Martinsfeuer gesungen. Manchmal findet dort auch das Martinsspiel statt. So wird das Feuer zum leuchtenden Symbol für das Teilen und Füreinander-Dasein.
Die Martinsgans
Die Martinsgans ist ein traditionelles Festessen zum Martinstag. Viele Familien und Gasthäuser servieren an diesem Tag eine gebratene Gans mit Rotkohl und Klößen. Der Brauch geht auf mehrere Legenden zurück: So soll sich der heilige Martin in einem Gänsestall versteckt haben, weil er der Ernennung zum Bischof entgehen wollte. Die Gänse schnatterten allerdings so laut, dass er entdeckt wurde.
Darüber hinaus war der Martinstag früher der Zeitpunkt, an dem die Bauern ihre Abgaben an den Grundherren leisteten. Dies geschah oft auch in Form von Gänsen. Heute steht die Martinsgans vor allem für Dankbarkeit, Gemeinschaft und das Teilen. Sie erinnert an die Nächstenliebe des heiligen Martin und markiert zugleich das Ende des Erntejahres und den Beginn der Winterzeit.
Laterne laufen
Das Laternelaufen wird oftmals an den Sankt Martinsumzug angeschlossen. Es kann aber auch als eigener Laternenumzug stattfinden. Beim Laternenlaufen die Kinder mit ihren Laternen, die sie häufig vorab selbstgebastelt haben, durch die Straßen und singen dabei Lieder wie "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" oder "Ich geh mit meiner Laterne". Die Laternen sollen Licht und Wärme in die dunkle und kalte Jahreszeit bringen.
Mattenherrn
Der Brauch des Mattenherrn (auch Mattenherrgang genannt) ist vor allem in Norddeutschland, im Rheinland und in Teilen Westfalens bekannt und findet rund um den Martinstag statt. Dabei ziehen Kinder von Haus zu Haus, singen Martinslieder und rufen „Mattenherrn!“ oder ähnliche Sprüche. Zur Belohnung bekommen sie Süßigkeiten, Äpfel oder kleine Brötchen – ähnlich wie an Halloween oder beim Sternsingen.
Der Ursprung des Brauchs liegt in der Martinslegende: So wie der heilige Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilte, sollen auch die Menschen mit anderen teilen. Das Bitten und Beschenktwerden beim Mattenherrn erinnert also an das Teilen und Schenken, die zentralen Werte des Martinstages. In früheren Zeiten erhielten die Kinder oft Gebäck wie Martinsbrezeln oder Weckmänner, heute sind es meist Süßigkeiten.
Text: Franziska Weiß