Wer nur den lieben Gott lässt walten
Ein Lied, um Trost und Zuversicht zu stärken

1. Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.
2. Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.
3. Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
4. Er kennt die rechten Freudenstunden,
er weiß wohl, wann es nützlich sei;
wenn er uns nur hat treu erfunden
und merket keine Heuchelei,
so kommt Gott, eh wir's uns versehn,
und lässet uns viel Gut's geschehn.
5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze,
der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.
6. Es sind ja Gott sehr leichte Sachen
und ist dem Höchsten alles gleich:
Den Reichen klein und arm zu machen,
den Armen aber groß und reich.
Gott ist der rechte Wundermann,
der bald erhöhn, bald stürzen kann.
7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
Text und Melodie: Georg Neumark (1641)
Das Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ hat sich als einziges Kirchenlied des Dichters und Komponisten Georg Neumark im heutigen Gebrauch erhalten. Er selbst bezeichnete es als „Trostlied. Dass Gott einen Jeglichen zu seiner Zeit versorgen und erhalten will. Nach dem Spruch: Wirf dein Anliegen auf den Herrn/ der wird dich wohl versorgen/ etc.“. Somit rückt der Autor aus dem 17. Jahrhundert das Lied selbst zu den kirchlichen Barockliedern, die vom biblischen Kern, insbesondere von Psalmen ausgehen.
Das Lied erschien zuerst in Georg Neumarks Fortgepflantzer musikalisch-poetischer Lustwald (Jena 1657) und ist in der von Johann Crüger begründeten Praxis pietatis melica ab 1672 und 1704 im ersten Teil des Geistreichen Gesangbuches von Johann Anastasius Freylinghausen verzeichnet.
Zu Neumarks 7-strophigem Text sind im Laufe der Zeit etliche weitere Melodiefassungen entstanden. Keine von ihnen reichte jedoch an die Popularität des Originals heran, weswegen sich die Originalmelodie von Neumark selbst durchsetzte und zu einer der Hauptmelodien des evangelischen Gesangs wurde. Da der Text kaum konfessionelle Prägung aufweist, wurde das Lied ab 1800 auch im katholischen Umfeld aufgegriffen und ist auch heute noch mit fünf von sieben Strophen im katholischen Gotteslob vertreten.
Neben Johann Sebastian Bach griffen auch Georg Philipp Telemann und Felix Mendelssohn-Bartholdy die Choralmelodie auf und verarbeiteten sie in Kantaten und Chorwerken. Auch in Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ und Robert Schumanns Klavierquartett Es-Dur, op. 47 werden Teile des Chorals zitiert. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Lied außerdem im Jahr 2002 durch den Film „Vaya con Dios“, in dem die Mönche Arbo und Tassilo durch ihre kunstvollen Figurationen über die Melodie des Liedes ihren Mitbruder Benno zurückgewinnen können.
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“ steht im derzeitigen Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 369 und ist als eines der Wochenlieder für den 15. Sonntag nach Trinitatis vorgesehen.
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