Die Ewigkeit in der Bibel
Bibelserie „Best of Bible“
Am Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, erinnern sich Christen an die Verstorbenen und an das ewige Leben, in das sie eingegangen sind. In der Bibel steht der Begriff Ewigkeit für die alle Zeiten umfassende Allmacht Gottes. Ihre Botschaft: Alle Zeit liegt in Gottes Hand. Während die Schöpfung und der Mensch der Endlichkeit unterliegen, regiert Gott „von Ewigkeit zu Ewigkeit“.
Ewiger Segen
Behütet und geborgen zu sein bis in alle Ewigkeit: Die Erfüllung dieser Ur-Sehnsucht verheißt der Psalmist. „Der dich behütet, schläft nicht!“, versichert der Beter den Gläubigen. Sein einfacher, aber prägnanter Segensspruch hat die Jahrtausende überdauert und wird noch heute in jüdischen und christlichen Gottesdiensten und Familien gesprochen oder gesungen. Ebenso der erste Satz des 106. Psalms: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ Manche Bibelleser werden dabei an ein Gebet aus dem 1. Chronikbuch denken, in dem es ähnlich heißt: „Was du, Herr, segnest, das ist gesegnet ewiglich.“
Zitat: „Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! (Psalm 121); weitere Bibelstelle 1. Chronik 17,27
Was ist der Mensch?
Den Vergleich zwischen dem endlichen Leben eines Menschen und der Ewigkeit Gottes hat mehrere Autoren der Bibel beeindruckt, auch die Verfasser des Buches Jesus Sirach, das die Weisheitstradition Israels spiegelt. „Was ist der Mensch?“ – fast philosophisch hört sich die Frage an, „wozu taugt er, was kann er nutzen oder schaden?“ Verwertbare Antworte enthält Jesus Sirach uns vor. Stattdessen betont er die Endlichkeit des menschlichen Lebens: „Wenn er lange lebt, so lebt er hundert Jahre. Wie ein Tröpflein Wasser im Meer und wie ein Körnlein Sand, so gering sind seine Jahre im Vergleich mit der Ewigkeit.“ Als ob der Psalmist diese Weisheit ergänzen, schreibt er mit Blick auf Gott:
Zitat: „Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.“ (Psalm 102,28); weitere Bibelstelle Jesus Sirach 18,1-14
Lohn der Gerechtigkeit
Eine Frage treibt die Gläubigen seit dem Buch Hiob bis heute um: Wie kann es sein, dass die Gerechten manchmal mehr leiden und kürzer leben als die Ungerechten? Eine mögliche Antwort bietet wiederum der Psalmist. Übertragen lautet sie: In der Ewigkeit wird der Gerechte seinen Lohn bekommen, während die „Falschen“ in die „tiefe Grube“ hinabgestoßen werden.
Zitat: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen. (Psalm 55,23)
Jesus, der „Ewig-Vater“
Nicht nur Gott, auch Jesus ist ewig: Das ist eine Säule des christlichen Bekenntnisses. Die Propheten, die das Kommen des Messias ankündigten, sprachen auch von der Ewigkeit. Zum Beispiel Micha – er kündigt an, dass aus der kleinen judäischen Stadt Bethlehem einer kommen wird, „der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Auch der Prophet Jesaja überträgt das Attribut der Ewigkeit auf den Messias. Er prägte – in der Übersetzung Luthers – den Begriff „Ewig-Vater“. Die Ewigkeit Jesui Christi stellt später der neutestamentliche Hebräerbrief heraus: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“
Zitat: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ (Jesaja 9,5); weiter Bibelstellen Micha 5,1; Hebräer 13,8
Vergängliche Lust
Einen schroffen Gegensatz zwischen weltlicher und göttlicher Sphäre konstruiert der Verfasser des ersten Johannesbriefes. Er geht so weit, dass er von den Christen fordert: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.“ In den Bereich der Welt gehört demzufolge auch die Lust des Fleisches und der Augen. „Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“: ‚Das mag sein‘, würde der 1. Johannesbrief dem Philosophen Friedrich Nietzsche antworten, ‚aber bedenke, dass die Lust vergänglich ist!‘
Zitat: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,17)
Ewigkeit im Vaterunser
Der letzte Satz des „Vaterunsers“ ist umstritten – zumindest, was seine jesuanische Herkunft betrifft. Denn in den ältesten Handschriften der Bibel fehlt der formelhaft klingende Gebetsschluss mit dem Hinweis auf die Ewigkeit. In der Tat klingt es wie eine folgerichtige Zusammenfassung des vorher Gesagten: dass Gott uns das tägliche Brot gebe, die Schuld vergebe und vom Bösen erlöse.
Zitat: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ (Matthäus 6,13)
Die Ewigkeit besiegt den Tod
Dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist, können und wollen einige Pharisäer und Schriftgelehrte partout nicht glauben. Also konfrontieren sie ihn mit dem Gerücht, er sei eigentlich ein böser Geist. Als er behauptet, dass diejenigen, die an ihn glauben, niemals „den Tod schmecken“, empfinden sie es als Anmaßung: Schließlich sind sogar Stammvater Abraham und die Propheten gestorben! Als Jesus dann noch sagt, er habe Abraham gesehen, muss er sich vor der entrüsteten Schriftgelehrtenschar in Sicherheit bringen. Mit seinem Tod und der Auferstehung bezeugt Jesus dann tatsächlich, dass der Tod besiegt ist – bis in alle Ewigkeit.
Zitat: „Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.“ (Johannes 8,51)
Uwe Birnstein