Betroffenenvertretung
Die Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD setzt sich dafür ein, dass die Belange der Betroffenen in der Evangelischen Kirche und Diakonie auf höchster kirchlicher Ebene wahrgenommen und bearbeitet werden.
Wir acht Betroffenenvertreter*innen im Beteiligungsforum stehen für unterschiedliche landeskirchliche und diakonische Kontexte, in denen sexualisierte Gewalt geschieht und geschah. Die neue Form der Zusammenarbeit im Beteiligungsforum haben wir aktiv mitentwickelt, und gestaltet, um in einer kritischen und konstruktiven Weise Einfluss zu nehmen und Veränderungsprozesse anzuschieben.
Wir setzen uns für Betroffene ein, nutzen unsere und ihre Sichtweisen und Erfahrungen im Umgang mit Betroffenheit in der EKD und Diakonie und machen uns stark, um Missstände aufzudecken. Mit unseren Forderungen schaffen wir Strukturen, die auf höchster kirchlicher Ebene (Synode, Kirchenkonferenz und Rat der EKD) beschlossen werden und in den Landeskirchen sowie der Diakonie umgesetzt werden sollen.
Oberstes Ziel ist, sexualisierte Gewalt sicht- und aussprechbar zu mache und die Situation von Betroffenen und allen Schutzbefohlenen im Raum der Kirche und der Diakonie spürbar zu verbessern. Dies ist die beste Prävention. Die Evangelische Kirche und Diakonie kann so zu einem sicheren Raum werden.
Das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt will mit einem Gaststatus die Beteiligung von Betroffenen ausbauen. Dazu ist ein Workshop im Oktober geplant.
Kontakt Betroffenenvertretung
Betroffenenvertretung@befo.ekd.de
Teilen Sie uns Ihre Bedürfnisse mit, sprechen Sie mit uns über Missstände, aber auch über Fortschritte in der Betroffenenarbeit, stellen Sie Fragen, weisen Sie auf bislang blinde Flecken hin. Wir freuen uns über Ihren Kontakt, damit wir die Anliegen Betroffener in aller Vielfalt erfassen und in der Evangelischen Kirche vertreten können.
Bitte beachten Sie: Wir können keine Beratungsarbeit in einzelnen Fällen anbieten. Diese Anliegen versuchen wir an geeignete Stellen zu vermitteln.
Allgemeine Anfragen an das Beteiligungsforum können unter beteiligungsforum@ekd.de gestellt werden. Diese E-Mail-Adresse wird von der Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD betreut und die Anfragen an das Beteiligungsforum weitergeleitet.
Das Betroffenennetzwerk BeNe ist eine Seite von Betroffenen für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Sie wurde von der AG Vernetzungsplattform des Beteiligungsforums entwickelt.
Das zentrale Element ist das Ermöglichen der Kommunikation in Foren. Hier können verschiedenste Themen in einem sicheren Rahmen diskutiert werden. Auf BeNe können Betroffene außerdem über eine Pinnwand beispielsweise Hinweise auf Veranstaltungen oder auch kreative Beiträge teilen. Es gibt gebündelt Informationen über Anerkennungsverfahren und Fachstellen der evangelischen Kirche und Diakonie und zu unabhängigen Unterstützungsangeboten.
Mitglieder
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Nancy Janz (Sprecherin)
Nancy.janz@befo.ekd.de
Tel: +49 160 944 202 31Betroffenenpartizipation bedeutet für mich in erster Linie mitgestalten und mitwirken zu können. Mein Gestalten soll Wirkung haben, soll Prozessänderungen in Gang setzen, soll zum Umdenken und Mitdenken anregen. Soll vor allem Sinn für andere Betroffene haben. All die Schrecken, die ich persönlich erleben musste, all mein Kämpfen um mein eigenes Leben mit den Schrecken, muss für mich in Sinnhaftigkeit münden. Wenn es nur eine Veränderung ist - ein wohlwollender Gedanke, eine besonnene Handlung, etwas mehr Aufmerksamkeit, weniger Unsicherheit, die einem Menschen hilft, ist mein Mitwirken und Mitgestalten voller Sinn. So kann ich meine eigenen schrecklichen Erfahrungen umwandeln und ihnen heute einen Sinn in meinem Leben geben. Für mich ist Betroffenenpartizipation ein Prozess auf Augenhöhe. Als Expertin in eigener Sache, kann ich Hinweise geben, Bedenken äußern, Risikofaktoren benennen, Situationen bewerten, auf Sprache achten und Strukturen benennen, die schwierig sein könnten. Zudem kann ich auf jahrelange Erfahrungen und Kontakte in meiner eigenen therapeutischen Praxis zurückgreifen und verschiedene Sichtweisen von anderen Betroffenen mit einbringen. Als Teil der Betroffenenvertretung des Beteiligungsforums sexualisierte Gewalt der EKD ist mir der Dialog wichtig. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierter Gewalt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Institution, sondern das konstruktive Miteinander, das Ringen um Lösungen, im Sinne der Betroffenen, nicht zum Schutz der Institution steht für mich im Vordergrund.
Mitarbeit in AGs:
AG Aufarbeitung
AG Vernetzungsplattform
AG Anerkennung -
Detlev Zander (Sprecher)
detlev.zander@befo.ekd.de
Tel: +49 151 514 765 27Ich habe mehr als zehn Jahre meines Lebens im Kinderheim der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal bei Stuttgart verbracht. Mein ganzes Leben wurde von den dort erlebten Gewalterfahrungen geprägt. Ich habe mich 2014 entschlossen, die Vergangenheit der Korntaler Einrichtung ans Licht zu bringen. Ich habe den Beginn einer Aufarbeitung erzwungen und mit vielen Betroffenen ein Netzwerk aufgebaut. Die Aufarbeitung soll die tatsächlichen Geschehnisse öffentlich machen.
Jetzt ist die Zeit für Veränderung. Im Beteiligungsforum engagiere ich mich als Sprecher der Betroffenenvertretung, denn Dialog ist für mich ein Grundpfeiler, wenn die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der EKD und Diakonie gelingen soll. Ich möchte dazu beitragen, dass die Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der EKD und Diakonie im Sinne der Betroffenen gelingt.
Mitarbeit in AGs:
AG Aufarbeitung
AG Synodaltagung
AG Anerkennung
AG Diakonie -
Nicolai Blank
Ich habe Inkompetenz, institutionelle Abwehr, Täter-Opfer-Umkehr, Ausgrenzung und Verlogenheit im Umgang mit Vorwürfen der sexualisierten Gewalt in einer Kita in kirchlicher Trägerschaft erlebt. Niemand war vorbereitet, so gut wie alle haben versagt, auf allen Ebenen. Das möchte ich nicht zulassen, sondern zu einer kompetenten und sicheren Kirche und Gesellschaft beitragen.
Ich setze mich für klare Regeln und Standards für Nähe und Distanz in der Kinder- und Jugendbetreuung ein, für das Verbot von pseudo-pädagogischen Konzepten wie “ursprüngliches spielen/original play” sowie für eine kompromisslose Sanktionierung und ggfs. Strafverfolgung von Kirchenmitarbeiter*innen, Ehrenamtlichen und Freiwilligen, die Grenzen überschreiten.
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Karin Krapp
Trotz meiner eigenen Missbrauchserfahrungen in der Jugend durch einen Pfarrer in meiner Gemeinde arbeite ich heute als Pfarrerin in einer Kirchengemeinde. Meine Vision ist, dass Kirche zu einem Ort wird, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich aufgehoben wissen, gerade auch mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt. Den Weg dahin möchte ich mit meinen eigenen Erfahrungen auf EKD-Ebene und in der bayerischen und mitteldeutschen Kirche gerne mitgestalten.
Wichtig sind mir die Prozesse zu einem Disziplinarverfahren, in das Betroffene gut begleitet gehen können. Ich sehe Bedarf, die Abläufe in den Landeskirchen und diakonischen Werken im Umgang mit sexualisierter Gewalt in guter Weise zu standardisieren. Und ich frage die kirchliche Sprache und die Unternehmenskultur an, die es Betroffenen oft als Außenstehenden schwer macht, sich zu Wort zu melden.
Mitarbeit in AGs:
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Christiane Lange
Als im Erwachsenenalter von Missbrauch Betroffene ging ich in der persönlichen Aufarbeitung mit der Evang. Kirche durch ein Disziplinarverfahren, die Anerkennungsleistungskommission und z.Z. das VBG-Verfahren. Die enormen Hürden und Schwierigkeiten auf diesen Schritten treiben mich an, in den AGs des BeFos diese Wege betroffenenfreundlicher zu gestalten. Der Leidensweg darf nicht durch unwürdige und belastende Verfahren verlängert werden! Ziel sollte sein, dass sich möglichst viele Betroffene auf einen guten Aufarbeitungsweg einlassen können. Die Evang. Kirche einschließlich Diakonie müssen besonders für Betroffene ein weitgehend sicherer Raum werden.
Zudem liegt mir an einer und trauma- und betroffenensensiblen Auseinandersetzung mit Gott und seinen Menschen, ob im Gottesdienst oder anderen Zusammenkünften. Allen kirchlichen Mitarbeitenden sollte in Sprache und im Handeln bewusst sein, dass sie Betroffene vor sich haben können.
Außer im BeFo bin ich in der Studie ForuM als Co-Forschende und seit Jahren in der Gottessuche (www.gottes-suche.de) aktiv, Mitherausgeberin des Buches „Entstellter Himmel“ und bis 2022 im Team der Trotzallem-Gottesdienste in München.
Mitarbeit in AGs:
AG Synodaltagung
AG Vernetzungsplattform
AG Disziplinarverfahren -
Sophie Luise (Pseudonym)
Als Betroffene mit mitteldeutschen Wurzeln möchte ich mit meinem Engagement dazu beitragen, Betroffenen einen Ausgleich zu ermöglichen. Zudem liegt mir die Prävention und Aufklärung zu sexualisierter Gewalt am Herzen. Trotz allem Erlebten sind mir evangelische Kirche / Gemeinde ein Stück Heimat, ein lernendes System und Glaube ist mir eine wichtige Konstante.
Mitarbeit in AGs:
AG Vernetzungsplattform
AG Diakonie -
Elsa Manuela Nicklas-Beck
manuela.nicklas-beck@befo.ekd.de
Manuela Nicklas-Beck, Betroffene von sexualisierter Gewalt und seit 2018 Vertreterin von Betroffenen durch sexualisierte Gewalt in Einrichtungen der Diakonie. Hier speziell im Bereich Jugendhilfe, Behinderteneinrichtungen und psychiatrischen Einrichtungen seit 1949 bis jetzt.
Sexualisierte Gewalt darf in unserer Gesellschaft kein Tabuthema mehr sein. Daher ist Prävention und Anerkennung mein Hauptthema.
Das Leid, das Betroffene von sexualisierter Gewalt in sich tragen, die Auswirkung dieser Taten auf ihr Leben, die Auswirkungen auf die Angehörigen, sind grenzenlos. Es gilt dies zu erkennen, solche Taten zu verhindern, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und Verantwortung für die Betroffenen zu übernehmen. Darum wirke ich im Beteiligungsforum mit.
Mitarbeit in AGs:
AG Aufarbeitung
AG Vernetzungsplattform
AG Diakonie -
Matthias Schwarz
„Kirche und Missbrauch“ - ein unangenehmes Thema! Denn man muss sich eingestehen, dass Schlimmes passiert ist und – leider – immer noch passiert. Man muss sich gewahr werden, dass Menschen, die eine leitende Rolle in dieser Institution hatten und vielleicht immer noch haben, vertuscht, verdeckt, verneint – ja Täter und Täterinnen geschützt haben. Es ist nicht einfach, einzugestehen, dass Fehler passiert sind.
Doch sexualisierte Gewalt ist kein Fehler, der passiert ist, sondern ein Verbrechen!
„Aber so was ist doch überall passiert, im Sport, in der Schule. Kirche ist halt Teil der Gesellschaft, von daher wundert es mich nicht, dass auch in der Kirche so was passiert ist.“ So sagte ein pensionierter Pfarrer, der meinen Täter kannte. Mich wundert es schon, dass „so was“ auch in der Kirche passiert ist. Denn der Anspruch ist doch, dass Menschen in der Kirche einen Schutzraum finden, dass sie nicht verletzt werden, dass sie ernst genommen, dass sie gesehen werden. Deshalb erwarte ich auch, dass Kirche mit dem Thema „sexualisierte Gewalt“ klar und transparent, mutig voranschreitend umgeht.
Mitarbeit in AGs:
AG Synodaltagung
AG Anerkennung
AG Disziplinarverfahren