Gemeindepädagoge sieht „große Zukunft“ für innovative Konfi-Arbeit
Ludwigsburg, Lelystad (epd). Segeln, Klettern, Konfi-Camp: Trotz einer sinkenden Zahl von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben innovative Formen der kirchlichen Jugendarbeit nach Einschätzung des Gemeindepädagogen Wolfgang Ilg „eine große Zukunft“. Zentral sei die gemeinsame Suche nach Orientierung im Leben, sagte der Theologe und Professor der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Da sind die Lebenswelten der Jugendlichen entscheidend. Eine gute Konfi-Arbeit leistet eine Übersetzung zwischen den Themen der Jugendlichen mit ihren Gedanken und dem, was der christliche Glaube anbietet.“

Gemeindepädagoge Wolfgang Ilg, Professor für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg bei Stuttgart.
Für Jugendliche gehe es beispielsweise um Fragen nach dem eigenen Wert und einer Gemeinschaft, die trage. Da habe der christliche Glaube Antworten. Eine innovative Konfi-Zeit biete auch Raum und Zeit, um über irritierende Erfahrungen des Lebens wie Krankheit, Sterben und Tod zu sprechen. „Im Zentrum stehen Beziehungen, in drei Dimensionen: die Beziehung der Jugendlichen zu sich selbst, also die Persönlichkeitsbildung, die Beziehungen zu anderen in der Gruppe und die Beziehung zu Gott, Spiritualität“, sagte Ilg.
Eine hohe Anziehungskraft haben Ilg zufolge erlebnispädagogische Konfi-Freizeiten - Camps und Projekte wie die „Flotte“ des niedersächsischen Kirchenkreises Wesermünde: Kurz vor Ostern haben sich mehr als 300 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Region zwischen Bremen und Cuxhaven aufgemacht, um auf 15 Segelschiffen von Lelystad aus Abenteuer auf dem niederländischen Ijsselmeer zu erleben. In diesem Jahr ist die „Flotte“ zum 20. Mal gestartet.
Dabei gehe es gar nicht so sehr um Sensationelles, hob der Gemeindepädagoge hervor: „Es geht in erster Linie um den Alltag auf dem Meer, wo auch mal ein Sturm kommen kann. Man muss seinen Beitrag leisten, jeder hat da eine Funktion, Gemeinschaft wird erfahrbar.“
In der Zeit nach Ostern lassen sich die meisten evangelischen Jugendlichen konfirmieren. Die Quote liege bei 80 Prozent, das sei im kirchlichen Bereich „geradezu spektakulär positiv“, sagte Ilg. Andererseits gehe die Gesamtzahl der Konfirmierten seit Jahren zurück. „2012 waren es in Deutschland noch 227.000 Konfirmationen, zehn Jahre später 138.000. Ein Minus von 39 Prozent, das ist schon massiv.“ Das liege vor allem daran, dass die Zahl der evangelischen Jugendlichen insgesamt zurückgegangen sei, in diesem Zeitraum um 30 Prozent.