Steinmeier will zwischen Bischöfen und Managern vermitteln
Frankfurt a.M. (epd). Die weihnachtliche Managerschelte aus den Kirchen hat ein Nachspiel. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kündigte am Wochenende an, das Gespräch mit Bischöfen und Wirtschaftsvertretern zu suchen. Er wolle mit ihnen "reden über das, was aus dem Ruder gelaufen ist und wo uns neues Denken hinbringen muss". Unterdessen bekräftigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, seine Kritik am Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann.
Huber sagte der "Welt am Sonntag", Einzelne herauszugreifen sei immer problematisch. "Aber je stärker der Einfluss Einzelner ist, desto größer ist auch ihre Verantwortung", fügte der Bischof hinzu. Ackermann habe ein Renditeziel von 25 Prozent ausgegeben und damit dazu beigetragen, dass sich "Renditevorstellungen hochschaukeln zu Größenordnungen, von denen man weiß, dass sie irgendwann zusammenbrechen müssen". Huber wiederholte seinen Vergleich mit dem "Tanz um das Goldene Kalb". Der entsprechenden Reaktion der Deutschen Bank, die die Kritik an ihrem Vorstandschef zurückgewiesen hatte, habe er nicht entnehmen können, was an seinen Äußerungen falsch sei. "Aber zur Diskussion darüber bin ich selbstverständlich bereit", sagte der EKD-Ratsvorsitzende.
Außenminister Steinmeier kündigte in der "Welt am Sonntag" an: "Ich werde die Bischöfe und einige führende Manager gleich Anfang Januar zu mir einladen." Er wolle mit ihnen "reden über das, was aus dem Ruder gelaufen ist und wo uns neues Denken hinbringen muss". Er wertete die Auseinandersetzung als Ausdruck der Sprachlosigkeit zwischen den Eliten der Wirtschaft und der Gesellschaft, die eine der größten Modernisierungsbremsen in Deutschland sei.
Ähnlich wie Huber hatten auch weitere Repräsentanten beider großer Kirchen an den Weihnachtstagen teils scharfe Kapitalismuskritik geübt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, es mache ihn "mehr als nachdenklich, wenn wir über Nacht zur Lösung von Finanz- und Wirtschaftsproblemen Milliardenbeträge bereitstellen und andererseits die Mittel fehlen, um das Kindergeld um mehr als zehn Euro im Monat zu erhöhen". Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann wandte sich in einem weihnachtlichen Pontifikalamt gegen Gier, Egoismus und Genusssucht.
Der westfälische Präses Alfred Buß warnte vor einer Überschätzung des Geldes. Geld und Steuern seien auch nach der Weihnachtsgeschichte nötig zum Leben. Sie dürften aber niemals zur Lebensmitte werden.
28. Dezember 2008