Klimagerechtigkeit als Friedensauftrag
Die ökologische Dimension des Friedens
Die EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung“ betont nachdrücklich, dass Umweltschutz und Klimagerechtigkeit keine Nebenschauplätze sind, sondern als feste Bestandteile der Friedenspolitik berücksichtigt werden müssen. Kriege hinterlassen nicht nur menschliches Leid. Sie verursachen auch massive Umweltzerstörung. Ganze Landstriche werden vermint, Naturschutzgebiete zerstört, Landschaften mit Giftstoffen kontaminiert. Solche „Ökozide“ treffen besonders die Schwachen – mit schwerwiegenden Folgen über Generationen hinweg.
Auch die Klimakrise ist als sicherheitspolitische Herausforderung zu verstehen: Der Kampf um Ressourcen und die ungleiche Verteilung der Klimafolgen können Konflikttreiber sein.
Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd
Ein zentraler Aspekt ist die globale Ungleichheit. Die Industrienationen, die überproportional zur Klimaerwärmung beitragen, stehen besonders in der Pflicht. Die Denkschrift fordert eine gerechte Verteilung der Lasten des ökologischen Wandels und verweist auf die Spätfolgen der einstigen Kolonisierung. Dabei geht es auch um die Frage, wie mit Forderungen nach ausgleichender Gerechtigkeit seitens weniger entwickelter Staaten umzugehen ist, die selbst kaum zur Erderwärmung beigetragen haben, aber besonders unter den Folgen leiden.
Generationengerechtigkeit als Friedensaufgabe
Auch die Verantwortung für kommende Generationen wird beleuchtet: Heutiges Handeln darf nicht auf Kosten künftiger Generationen gehen. Die Denkschrift fordert einen besseren Dialog zwischen den Generationen und die Orientierung an langfristigen Zielen statt an kurzfristigen Profiten: Klimaschutzmaßnahmen mögen uns zwar kurzfristig Einschränkungen abverlangen. Doch nur so lassen sich Lebens- und Gestaltungsspielräume für künftige Generationen erhalten.
Praktische Konsequenzen
Die EKD sieht sich in der Pflicht, auf allen Ebenen – persönlich, gesellschaftlich, politisch und kirchlich – an einer klimagerechten Lebensweise zu arbeiten. Zudem fordert sie, dass ökologische Kriegsschäden in Entschädigungsprozesse eingebunden werden. Umweltverbrechen sollen als Straftat beim Internationalen Strafgerichtshof verfolgt werden. Als theologische Grundlage dient das Konzept der „Stewardship“ – der verantwortungsvollen Haushalterschaft über die Schöpfung.
Kernsätze aus der EKD-Denkschrift:
- „Der verantwortliche Umgang mit der geschöpflichen Mitwelt und die Sorge um ein Mehr an Klimagerechtigkeit sind als integraler Bestandteil bei der Verwirklichung des Gerechten Friedens zu verstehen.“ S. 104 (130)
- „Klimagerechtigkeit ist integraler Bestandteil der Friedenspolitik.“ S. 15/5.
- „Klimaschutzmaßnahmen und Investitionen in Klimaanpassung sind ein mit Nachdruck zu verfolgender Beitrag für eine friedlichere Welt.“ S. 108 (135)
© Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirchen in Deutschland, EVA GmbH, Leipzig 2025.