Christenverfolgung - was Sie wissen sollten
Antworten auf die wichtigsten Fragen
Die Bedrängung und Verfolgung von Christinnen und Christen ist leider ein weltweites Phänomen. Und sie hat viele Facetten, die es schwer machen, eindeutige Definitionen abzugeben und verlässliche Zahlen zu nennen. Hier beantworten wir Ihnen einige der wichtigsten Fragen zum Thema.
Christenverfolgung − Allgemeines
Christenverfolgung − Definition und Faktenlage
- Wann spricht man von Christenverfolgung?
- Wie viele Christ*innen werden weltweit verfolgt und bedrängt?
- In welchen Ländern haben es Christ*innen am schwersten?
- Wer verfolgt Christ*innen?
Christenverfolgung − Solidarität zeigen
- Welche Gedenktage gibt es für verfolgte und bedrängte Christ*innen?
- Wie betet man für verfolgte und bedrängte Christ*innen?
Christenverfolgung - Allgemeines
Wie ist das Menschenrecht auf Religionsfreiheit definiert?
Wie viele andere Akteure, die sich weltweit für Religionsfreiheit einsetzen, orientiert sich auch die EKD an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die in Artikel 18 jedem Menschen das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zugesteht. Es schützt auch Menschen, die keinen Glauben haben oder die ihre Religion wechseln wollen. Geschützt wird die private und öffentliche Ausübung des Glaubens als Individuum und in Gemeinschaft.
Christenverfolgung - Definition und Faktenlage
Wann spricht man von Christenverfolgung?
Das Problem mit der Definition
Es gibt keine einheitliche Definition von Christenverfolgung, weil es zu viele unterschiedliche Formen der religiösen Verfolgung und Bedrängung gibt. Am schlimmsten ist Mord aus Glaubensgründen. Auch werden in manchen Ländern wie China, Nordkorea oder Eritrea Menschen allein wegen ihres Glaubens ins Gefängnis oder in Arbeitslager gebracht. Auch werden religiöse Minderheiten aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten vertrieben.Häufig liegen aber nicht allein religiöse Gründe vor, sondern vielmehr ethnische oder wirtschaftliche.
Diskriminierung.
Diffamierung und Ausgrenzung sind diffuse Phänomene, von denen in der Regel nie alle Angehörigen einer Religionsgemeinschaft in gleichem Maße betroffen sind. Dennoch machen sie das Leben einer religiösen Minderheit schwer und dürfen deswegen nicht kleingeredet werden. Um den Verfolgungsbegriff aber nicht zu verwässern, spricht man hier eher von „Bedrängung“.
Das katholische Missionswerk missio erklärt in einem anschaulichen Kurzfilm, wo Einschränkungen der Religionsfreiheit vorkommen und was dagegen getan werden kann.
Wie viele Christ*innen werden weltweit verfolgt und bedrängt?
Das Problem mit den Zahlen
Genaue Zahlen zu verfolgten Christinnen und Christen lassen sich kaum erheben. Das hat verschiedene Gründe.
- In vielen Ländern gibt es keine genauen Angaben zur Religionsverteilung innerhalb der Bevölkerung, weil sie vom Staat nicht erhoben werden. Auch Religionsgemeinschaften können die Anzahl ihrer Anhängerschaft oft nur schätzen, weil es anders als in Deutschland keine Mitgliederverzeichnisse gibt. Die Zahl der Getauften ist insofern ungenau, weil sie ausblendet, dass Menschen konvertieren oder sich von ihrer Religionsgemeinschaft abwenden können.
- Mit Zahlen kann Politik gemacht werden. Wenn Regierungen religiösen Minderheiten keine Mitspracherechte einräumen wollen, werden sie die Zahlen zu diesen Minderheiten so gering wie möglich angeben. Andererseits schätzen Religionsgemeinschaften in solchen Kontexten die Zahl ihrer Mitglieder möglichst hoch ein, um ihren Anspruch auf Mitsprache und Einfluss zu untermauern.
- Wer die Zahl religiös verfolgter Menschen angibt, muss zuerst den Begriff „Verfolgung“ definieren. Es gibt dafür aber keine einheitliche Definition. Sicherlich kann als verfolgt bezeichnet werden, wer allein wegen seines Glaubens fliehen muss, ins Gefängnis kommt oder gar umgebracht wird. Solche Fälle lassen sich auch zählen. Diskriminierung und Ausgrenzung dagegen nicht, weil Menschen unterschiedlich stark und auf verschiedene Weise davon betroffen sein können. Hier spricht man deswegen eher von „Bedrängung“ als von Verfolgung.
- Verfolgung allein aus religiösen Gründen kommt eher selten vor. Hinter Angriffen auf religiöse Minderheiten stecken häufig andere Konflikte wie zum Beispiel um um Land oder natürliche Ressourcen. Werden Minderheiten von staatlicher Seite nicht geschützt, sind sie in solchen Fällen ein leichtes Opfer.
In welchen Ländern haben es Christ*innen am schwersten?
Das Problem mit den Länderrankings
- Religiöse Verfolgung hat viele Facetten. Wer ein Ranking macht, muss vorher definieren, welche Formen der Verfolgung schlimmer sind, und welche weniger schlimm. Dies ist kaum möglich.
- Viele Formen der Verfolgung lassen sich nicht in exakten Zahlen angeben.
- Die Situation von Christinnen und Christen ist von Land zu Land verschieden. Um einen realistischen Eindruck zu bekommen, wie es ihnen tatsächlich geht, bieten sich Länderstudien an: Im 3. Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit werden einzelne Länder genauer untersucht. Das katholische Hilfswerk Missio informiert über die Lage in einzelnen Ländern.
Wer verfolgt Christ*innen?
Bei den Verfolgern muss unterschieden werden zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren. Regierungen wie zum Beispiel in China, Nordkorea oder Eritrea gehen allgemein gegen Religionen vor und schränken die Religionsfreiheit insgesamt massiv ein. Nicht-staatliche Akteure wie zum Beispiel der Islamische Staat im Nahen Osten oder Boko Haram in Afrika attackieren Angehörige von Religionen und Glaubensrichtungen, die ihrer eigenen Auffassung von Glauben nicht entsprechen. Zu ihren Opfern zählen häufig auch Muslime.
Christenverfolgung - Solidarität zeigen
Welche Gedenktage gibt es für verfolgte und bedrängte Christ*innen?
In Deutschland gibt es zwei Gedenktage für verfolgte und bedrängte Christinnen und Christen.
- Sonntag Reminiszere, zweiter Sonntag in der Fastenzeit: Seit dem Jahr 2010 ruft die EKD am Sonntag Reminiszere Kirchen und Gemeinden auf, in Gottesdiensten und Gebeten in besonderer Weise auf die Leidenserfahrungen von Christinnen und Christen in anderen Ländern aufmerksam zu machen und Anteil zu nehmen. Der Sonntag Reminiszere verdankt seinen Namen dem sechsten Vers des Psalms 25: „Gedenke (lateinisch: Reminiscere), Herr, an deine Barmherzigkeit“.
- 26. Dezember: In einigen evangelischen Landeskirchen und in der katholischen Kirche hat sich der zweite Weihnachtsfeiertag − der sogenannte Stephanustag − als Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christinnen und Christen etabliert. Gedacht wird an diesem Tag des ersten christlichen Märtyrers, des Heiligen Stephanus, einem Diakon der Jerusalemer Urgemeinde.
Wie betet man für verfolgte und bedrängte Christ*innen?
Das Gebet für verfolgte und bedrängte Christinnen und Christen ist wichtig. Es ist Ausdruck unserer Solidarität, dass wir uns ihre Situation bewusst machen und ihr Leiden vor Gott bringen.
- Die Materialhefte zum Sonntag Reminiszere enthalten immer auch Gebetsvorschläge und andere liturgische Texte, um die Glaubensgeschwister mit in den eigenen Gottesdienst hineinzunehmen.
- Mit der Handreichung „Bittet für alle Heiligen“ will die ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland) über die aktuelle Lage der Christen informieren und dazu anregen, für verfolgte Christinnen und Christen zu beten.