Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche? Das sollte nicht sein.
Die Studie zu Kirchenaustritten der EKD ergab, dass die Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche in der Befragung zu den Gründen für den Kirchenaustritt eine große Rolle spielt.
Dass immer mehr Menschen in Deutschland der Kirche den Rücken kehren, stellt eine große Herausforderung für die evangelische Kirche dar. Wir bedauern jeden einzelnen Kirchenaustritt und setzen uns intensiv mit den Beweggründen für Ihre Entscheidung auseinander.
Doch kann die Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche wirklich ein Grund für den Kirchenaustritt sein? Welche Gründe Sie auch für einen Kirchenaustritt haben: Die Gleichgültigkeit gegenüber der Institution Kirche sollte es nicht sein. Denn die Kirche bildet mit ihrem gemeinnützigen Dienst eine wichtige Säule für die Gesellschaft. Über die weit in die Gesellschaft hineinreichenden Aufgaben sind sich viele Kirchenmitglieder, die über einen Kirchenaustritt nachdenken, nicht bewusst.
In diesem Beitrag möchten wir Sie über den Umgang der evangelischen Kirche mit der Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche als Institution informieren. Außerdem werden wir erläutern, welche wichtige Rolle die Kirche für ein sozialeres und gerechteres Zusammenleben in der Gesellschaft spielt.
Eine Kirche inmitten von Gleichgültigkeit?
Die wenigsten Menschen, die aus der Kirche austreten, tun dies aus atheistischer Überzeugung, also weil sie an keinen Gott glauben. Vielmehr gibt die Mehrzahl der ehemaligen Evangelischen in der 2021 veröffentlichten Studie zu Kirchenaustritten der EKD an, dem Glauben und der Kirche eher gleichgültig gegenüberzustehen. Vor allem in Bezug auf das Alter der Befragten lässt sich ein Bedeutungsverlust des religiösen Selbstverständnisses über die Generationenabfolge erkennen. Während noch fast 70 % der Großeltern-Generation angaben, sehr oder ziemlich religiös aufgewachsen zu sein, liegt die Zahl der Jüngeren nur bei rund 16 %.
Eine Kirche für die Familie
Die Studie zu Kirchenaustritten verdeutlicht, dass die Familie als Ort des Glaubens eine hohe Relevanz für die Bindung an die christliche Glaubensgemeinschaft hat. Die religiös-kirchliche Sozialisation im Elternhaus hat einen großen Einfluss auf die eigene Entwicklung und die Beziehung zu Gott. Das christliche Leben findet jedoch nicht nur im Elternhaus statt, sondern vor allem in der Glaubensgemeinschaft. Gemeinsames Singen, Spielen, Beten sowie das gemeinsame Feiern von christlichen Festen macht den Glauben erfahrbar und stärkt das christliche Selbstverständnis. Als Wegbegleiterin unterstützt die Kirche das Kind aktiv bei der Entfaltung in einem christlichen Umfeld. Innerhalb der Gemeinde sowie in sozialen Einrichtungen und evangelischen Kindertagesstätten erfahren Kinder die Religion mit allen Sinnen.
Politisches Engagement für Menschenrechte auf der ganzen Welt
Die Kirche als Institution nimmt die menschlichen und politischen Krisen in der Welt wahr und übernimmt Verantwortung in Form von politischem und gesellschaftlichem Engagement. Nach christlichem Verständnis besitzt jeder Mensch eine unantastbare Würde. Deshalb setzt sich die evangelische Kirche für die weltweite Durchsetzung der allgemeinen Grund- und Menschenrechte ein.
Überall dort, wo Menschenrechte in Frage gestellt oder verletzt werden, ist es Aufgabe der Kirche, die Würde des Menschen zu verteidigen. Hierfür arbeitet die evangelische Kirche mit Partnerkirchen, Missionswerken und anderen Organisationen wie der Diakonie zusammen. So etwa im aktuellen Krisenkontext für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer oder die Katastrophenhilfe für Geflüchtete.
Mit dem weltweit tätigen evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ setzen wir uns für die Nahrungssicherung in Schwellen- und Entwicklungsländern ein. Auch für die Förderung von Bildung und Gesundheit, die Stärkung der Demokratie, die Achtung der Menschenrechte sowie die Sicherung des Friedens stehen wir dabei ein.
In Zeiten der Globalisierung und des Klimawandels gehört auch das politische Engagement für den Klimaschutz zu den wichtigen Aufgaben der Kirche. Auch in ihrem eigenen Einflussbereich setzt die evangelische Kirche auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz, um einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Ohne die Unterstützung der Kirchenmitglieder wäre die evangelische Kirche nicht in der Lage, ihr soziales und gesellschaftliches Engagement in Deutschland und auf der ganzen Welt zu leisten.
Gleichgültigkeit gegenüber der Institution Kirche versus Verantwortung
Die Kirche – das ist nicht nur die Institution. Die Kirche, das sind alle Christinnen und Christen, die als Kirchenmitglieder Teil der Gemeinschaft sein möchten. Ohne die Gemeindemitglieder könnte die Kirche nicht existieren. Sie ist der Ort, an dem das christliche Leben in der Gemeinschaft stattfindet, Nächstenliebe gelebt wird und Nachbarschaftshilfe stattfindet.
Die Grundlagen des Glaubens bilden einen ethischen Kompass für ein friedliches, liebevolles und empathisches Zusammenleben. Und das über die Grenzen der Konfessionen – die verschiedenen Glaubensgemeinschaften – hinweg. Damit einher geht das Selbstverständnis, gemeinsam Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft zu übernehmen.
Die Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche würde damit der Gleichgültigkeit gegenüber der gesellschaftlichen Verantwortung gleichkommen. Jedes einzelne Kirchenmitglied trägt einen wichtigen Teil dazu bei, die Welt solidarischer, sozialer und gerechter zu gestalten. Deshalb sollte die Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche für Christinnen und Christen kein Grund für einen Kirchenaustritt sein.
Sprechen Sie mit uns!Wir bedauern jeden einzelnen Kirchenaustritt und setzen uns intensiv mit Ihren Beweggründen auseinander. Als Kirche der Zukunft treiben wir den Wandel an und werden zu einem offenerem Ort des Dialogs, an dem jeder Mensch seinen individuellen Glauben leben kann. Für Fragen, Anregungen und Gespräche über Ihre Zweifel und Bedenken bieten wir Ihnen ein vielseitiges Beratungsangebot – und freuen uns auf die Begegnung.