Kirchenaustritt: Was bedeutet das für meine Kinder?
Die Taufe ist das Sakrament, mit dem das Kind in die christliche Glaubensgemeinschaft aufgenommen wird. In der Kirche finden Kinder eine Heimat und einen Ort, in dem die Familie ihren Glauben leben und festigen kann. Nach christlichem Verständnis ist die evangelische Kirche außerdem eine vermittelnde Instanz christlicher Werte, moralischer Orientierung sowie von Solidarität und Nächstenliebe.
Hierfür setzt sich die Kirche aktiv mit sozialen Projekten in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Neben der Vermittlung menschlicher Werte begleitet die Kirche Kinder in den wichtigen Lebensetappen und unterstützt Familien mit Beratungs-, Förder- und Bildungsangeboten.
Doch was bedeutet es für Kinder, wenn die Eltern aus der Kirche austreten? Bleibt ein getauftes Kind Kirchenmitglied, wenn die Eltern aus der Kirche ausgetreten sind? Hier erfahren Sie, welche Folgen für Ihr Kind mit einem Kirchenaustritt verbunden sind und welche Nachteile ein Kirchenaustritt für Kinder haben kann.
Kirchenaustritt und Nachteile für Kinder: Familien vermitteln christliche Werte
Die Kirche ist die Heimat des Glaubens und der Ort, an dem das christliche Leben stattfindet. In der Kirche werden Ehen gesegnet, Kinder getauft und Angehörige nach dem Tod verabschiedet und in Gottes Reich übergeben. Die Kirche spendet Trost und Segen, schenkt Geborgenheit und Zuversicht. Das gemeinsame Gebet in der Gemeinschaft stärkt den Glauben. Ziel der evangelischen Kirche ist es, gemeinsam Solidarität und Nächstenliebe mit den Schwachen und Benachteiligten in der Gesellschaft zu üben. Kindern werden von Beginn an christliche Werte vermittelt, die zu einem sozialeren und gerechteren Zusammenleben beitragen – über die Grenzen der Konfession hinweg.
Die Familie spielt bei der Vermittlung der christlichen Werte eine große Rolle. Sie eröffnet Ihrem Kind Chancen und Möglichkeiten, mit dem christlichen Glauben in Berührung zu kommen. Wer aus der Kirche austritt, bekundet damit seine Abkehr von der evangelischen Glaubensgemeinschaft. Die eigenen Kinder erfahren hierdurch den Nachteil, den Wertehorizont nicht in der christlichen Gemeinschaft erfahren zu können. Wenn Eltern keinen Wert auf die christliche Erziehung legen, wird den Kindern damit oftmals die Chance genommen, in der Kindheit eine prägende Verbindung zu Gott aufbauen zu können. Wenn Sie überlegen, aus der Kirche auszutreten, sollten Sie sich der Nachteile für Ihre Kinder bewusst sein.
Kirchenaustritt: Konsequenzen und Nachteile für Kinder im Bereich Bildung
Die Kirche ist eine wichtige Säule der Gesellschaft. Ohne die Unterstützung der Kirchenmitglieder in Form von Spenden, Kollekten und der Kirchensteuer wäre die evangelische Kirche nicht in der Lage, ihre vielseitigen Aufgaben wahrzunehmen. Dazu gehört auch das Engagement im Bereich Bildung und Erziehung. Als Trägerin von Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Akademien sowie von Angeboten der Kinder-, Konfirmanden-, und Jugendbildungsarbeit begleitet die evangelische Kirche Kinder von Beginn an auf ihrem Lebensweg.
Viele Kindergärten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen liegen in evangelischer Trägerschaft. Deshalb kann ein Kirchenaustritt auch Folgen für Ihre Kinder haben. Mit Ihrer Mitgliedschaft bekunden Sie, Wert auf christliche Erziehung zu legen. In einigen Bildungseinrichtungen ist eine Mitgliedschaft der Eltern in der evangelischen Kirche sogar Voraussetzung. Informieren Sie sich bei der jeweiligen Einrichtung über die genauen Bedingungen für die Aufnahme des Kindes.
Was geschieht mit den Kindern, wenn die Eltern aus der Kirche austreten?
In unserem Leben gibt es immer wieder Momente, in denen wir an Gott zweifeln und unseren Glauben hinterfragen. Einige Menschen finden in diesen Zeiten ihren Glauben durch die Kirche wieder. Andere wiederum überlegen, ob ihre Gründe für einen Kirchenaustritt ausreichen, um diesen großen Schritt zu gehen. Das kann beispielsweise die Unzufriedenheit mit der Institution sein, auch wenn der Glaube an Gott weiterhin besteht. Damit geht oftmals die Frage einher: Wenn ich aus der Kirche austrete, was ist dann mit meinen Kindern?
Der Einfluss der Eltern auf die Bindung zu Glauben und Kirche
Aus der 2021 veröffentlichten Studie zu Kirchenaustritten der EKD geht hervor, dass vor allem eine fehlende Mitgliederbindung zu der Entscheidung führt, aus der Kirche auszutreten. Dabei spielen konkrete Gründe für die ehemals Evangelischen kaum eine Rolle. Vielmehr ist die Sozialisation in Form von christlicher Erziehung im Elternhaus entscheidend für die kirchlich-religiöse Bindung. So zeigt die Studie, dass ein fehlendes christliches Selbstverständnis mit einer fehlenden christlichen Sozialisation in der Familie einhergeht.
Selbstverständlich können Sie in Ihrer Familie auch nach einem Kirchenaustritt Ihren Glauben leben und über Glaubensthemen sprechen. Wie Sie sich innerhalb Ihrer Familie mit dem Glauben und christlichen Werten auseinandersetzen, bleibt ganz allein Ihnen überlassen. Daran ändert der Kirchenaustritt nichts. Dennoch sollten Sie sich bewusst sein, dass die Abkehr von der Glaubensgemeinschaft Auswirkungen auf das christliche Selbstverständnis der Kinder hat. Dadurch, dass ihnen die Möglichkeit genommen wird, Teil der Glaubensgemeinschaft zu sein, begünstigen Eltern den Entfremdungsprozess vom Glauben und der Kirche. Den Weg zu Gott zu ebnen, bedeutet eben auch, den Kindern bereits in frühem Alter Chancen und Möglichkeiten zu geben, den Glauben mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Der Kirchenaustritt erschwert dies für ihre Kinder.
Sofern Ihre Kinder getauft sind, bleiben sie weiterhin Mitglied der evangelischen Kirche mit allen Rechten. Die Kinder können selbst entscheiden, ob sie sich der Kirche zugehörig fühlen. Ab dem Alter von 14 Jahren, wenn sie religionsmündig sind, können sie mit der Konfirmation aktiv Ja zu Gott sagen.
Sofern Sie aus der Kirche austreten und Ihre Kinder nicht getauft sind, können diese ebenfalls für sich selbst entscheiden, ob sie sich taufen lassen möchten oder nicht. Wenn Kinder aus der Kirche austreten möchten, können sie dies ab einem Alter von 14 Jahren selbst entscheiden und ohne die Einverständniserklärung der Sorgeberechtigten tun.
Kirchliche Kindertagesstätten und soziales Engagement
Kindergärten und Kindertagestätten in evangelischer Trägerschaft haben eine lange Tradition. Ziel der evangelischen Kirche ist es, ein vielseitiges pädagogisches Angebot für Kinder zu schaffen. Die Kirche will Kinder aktiv bei einem erfolgreichen Übergang in die Schule begleiten und unterstützen.
In Deutschland gibt es rund 9.000 Tageseinrichtungen für Kinder, die von den Gemeinden, der Diakonie und den jeweiligen Landeskirchen unterhalten werden. Damit schafft die evangelische Kirche etwa 60.000 Arbeitsplätze für mehr als 500.000 Kinder und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Elementarbildung.
Die evangelische Kirche sieht es als ihre Pflicht, den Staat mit Einrichtungen zur frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung zu unterstützen. Als Wegbegleiterin möchte die Kirche das Kind aktiv bei der Entfaltung in einem christlichen Rahmen unterstützen. So können die Kinder mit ihren religiösen Fragen jederzeit auf die Erzieherinnen und Erzieher zukommen und erhalten Orientierungshilfen. Ob Singen, Tanzen, Spielen oder Beten – in evangelischen Kindertagesstätten erfahren Kinder die Religion mit allen Sinnen.
Auch über die eigene Religion hinaus lernen Kinder andere Religionen kennen, feiern christliche und nichtchristliche Feste und wachsen in einem toleranten und solidarischen Miteinander auf. Sie lernen, dass es normal ist, verschieden zu sein und dass Diversität sowie die Vielfalt der Kulturen und Religionen unsere Gesellschaft bereichern.
Wir sind für Sie da! Wenn Sie weitere Fragen zu Kirchenaustritten und Folgen für Kinder haben, können Sie sich gerne an den Pfarrer bzw. die Pfarrerin Ihrer Ortsgemeinde wenden. Die evangelische Kirche bietet Ihnen außerdem ein vielseitiges Beratungsangebot. Sie erreichen unseren Info-Service von Montag bis Freitag zwischen 9:00 Uhr und 18:00 Uhr kostenlos unter der Rufnummer ✆ 0800-50 40 60 2. Außerdem erreichen Sie uns auch per Mail unter ✉ info@ekd.de.