Gefährdetes Klima
Einleitung
(1) In seiner Sitzung vom 20./21. März 1992 hat der Rat der EKD den Beirat des Beauftragten der EKD für Umweltfragen (Umweltbeirat) gebeten, sich vorrangig mit Beschlüssen zu befassen, die die Synode der Evangelischen Kirche des Rheinlandes am 11. Januar 1992 gefaßt hatte. Die rheinische Landeskirche wies mit Nachdruck auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes hin und forderte, daß die in den Ministerien erarbeiteten Maßnahmenvorschläge nunmehr unverzüglich umgesetzt werden müßten. Die Verantwortung für kommende Generationen gebiete es, jetzt nicht länger mit wirksamen Schritten zu zögern; als reiches Industrieland mit einem besonders hohen Anteil von CO2-Emissionen habe die Bundesrepublik Deutschland die moralische Pflicht, einen im internationalen Vergleich hohen und frühen Beitrag zur globalen Senkung der Emissionen zu leisten. Ein Maß hierfür seien die Empfehlungen der Enquete-Kommission "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" sowie das von der Bundesregierung gesetzte Ziel einer Verminderung der CO2-Emissionen von mindestens 25 % bis zum Jahre 2005 mit weiterreichenden Zielen für die Zeit bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts.
(2) Der Beirat legt hiermit eine Stellungnahme vor, die von den Beschlüssen der rheinischen Synode vor drei Jahren ausgeht. Die Klimaproblematik ist ein Thema, zu dem sowohl im Bereich der Evangelischen Kirchen als auch vor allem in der umweltpolitischen Diskussion insgesamt zahlreiche Äußerungen vorliegen. Im Februar 1994 hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf ein Studienpapier zu dieser Thematik veröffentlicht: "Beschleunigter Klimawandel - Zeichen der Gefahr, Bewährung des Glaubens". Der Umweltbeirat des Rates der EKD äußerte sich bereits einmal vor fünf Jahren zu diesem Thema. Der jetzt vorliegende Text versucht, auf dem Hintergrund der Entwicklungen in der letzten Zeit die grundlegende Problemstellung zu beschreiben, die zu der Kluft zwischen dem Erkennen notwendiger Schritte und deren mangelnder Umsetzung führt. Die theologische und die ethische Dimension der möglichen Klimaveränderungen werden angesprochen und in ihrer Bedeutung für die "alltägliche" Politik aufgezeigt. Schließlich benennt das Votum mögliche nächste Schritte, die in der Politik wie auch in den Kirchen gegangen werden sollten. Dabei wird deutlich, daß eine Politik des Klimaschutzes nur erfolgreich sein kann, wenn es für sehr viele Bereiche des Lebens einen tiefgreifenden Wertewandel gibt.