Gute Schule aus evangelischer Sicht
Impulse für das Leben, Lehren und Lernen in der Schule, EKD-Text 127, Hrg. EKD, April 2016, ISBN: 978-3-87843-043-8
8. Die Schule bietet Freiräume für Eigenverantwortung
Verantwortung für die Gestaltung von Schule und Unterricht werden die dort tätigen professionellen Akteure nur dann übernehmen, wenn sie diese zu erheblichen Anteilen nach ihren fachlichen und pädagogischen Vorstellungen mitgestalten dürfen. Der Unterricht und die Schule brauchen Freiräume für Eigenverantwortung. Dazu sind eigene Gestaltungsmöglichkeiten auf allen Handlungsebenen not wendig - auf der Ebene der Regierungsbezirke, Landkreise, Kommunen und der Einzelschule sowie in den Fachschaften und im Unterricht gleichermaßen. Eigenverantwortliche Gestaltungsräume lassen sich auf unterschiedlichen Handlungsebenen (bei Lehrkräften, der Schulleitung und dem nicht unterrichtenden pädagogischen Personal) erfahren. Sie dürfen aber nicht mit Nachlässigkeit und Beliebigkeit verwechselt werden; vielmehr wird die Fürsorge von Schulleitungen und der Schulaufsicht in der Begleitung eigenverantwortlicher Schulen besonders wichtig.
Die eigenverantwortliche Schule stellt sich eigenen sowie von außen gesetzten Zielen (wie im Schulprofil, im Leitbild oder Schulprogramm u. ä. beschrieben) und überprüft regelmäßig ihre Entwicklung und Fortschritte. Ein explizierter und von den Beteiligten geteilter Anspruch auf Qualität sowie Verfahren der Qualitätssicherung und -entwicklung sind selbstverständlich. Entsprechend werden die kritische Selbst- und Fremdbeobachtung, die interne und externe wie auch die formative und summative Evaluation gepflegt. Evaluation orientiert sich - auch durch Nutzung inzwischen entwickelter Standards und Testverfahren - an den erworbenen Kompetenzen und Leistungen der Schülerinnen und Schüler, berücksichtigt aber auch andere Parameter der Qualität von Schule, wie z. B. das Schulklima oder die Zufriedenheit der Eltern mit der Schule.
Nötig ist "eine laufende Evaluation der Lernfortschritte im Blick auf jedes einzelne Kind, die den Kindergarten und die Schule für den Bildungslauf des Schülers rechenschaftspflichtig macht. Bisher tragen die Schüler das Risiko allein." [9]